© Foto: Dirk Brzoska / Bild: SAW Leipzig
Wir trauern um Christian Martin Schmidt, der im Alter von 81 Jahren verstorben ist. Schmidt war Professor i. R. für Musikwissenschaft an der Technischen Universität Berlin, Mitarbeiter der Arnold Schönberg Gesamtausgabe, langjähriger Projektleiter der Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und, gemeinsam mit Prof. Dr. Gert Mattenklott, Begründer der Hanns Eisler Gesamtausgabe.
Es erscheint uns so, als ginge mit seinem Tod eine Ära zu Ende. Als Erbe des Lehrstuhls von Carl Dahlhaus an der TU Berlin hat er einen eindeutigen Schwerpunkt installiert, der ihm internationale Beachtung zuteil werden ließ: Christian Martin Schmidt hat im Bereich der wissenschaftlichen Edition Maßstäbe gesetzt und eine große Schülerschaft für die musikalische Analyse wie für die Editionsphilologie begeistert. In seinen Seminaren durften wir lernen, dass philologische Präzision und Konsequenz nicht nur Notwendigkeit, sondern Prämisse sind.
Seit dem 30.1.2001 war Schmidt Editionsleiter (Noten) der Hanns Eisler Gesamtausgabe. Er installierte die Edition eines Komponisten, bei dem es in diesen Jahren alles andere als selbstverständlich war, dass ihm eine Gesamtausgabe gewidmet werden würde. Mit seiner profunden Expertise stellte er die Ausgabe auf ein solides Fundament.
Auch als Vorstandsmitglied der IHEG engagierte er sich, doch waren Welt und Wissenschaft nach Maßstäben Schmidts nicht immer in Einklang zu bringen. Seinen Rücktritt erklärte er am 1.4.2010, nachdem die DFG 2010 die Förderung der Notenausgabe der Hanns Eisler Gesamtausgabe vorübergehend eingestellt hatte. Christian Martin Schmidt war seit 1994 Mitglied der IHEG und langjähriges Präsidiumsmitglied.
Sein Leben widmete er bis zuletzt der Edition. Noch im Jahr 2023 wurde seine fünfbändige Edition des Oratoriums Elias im Rahmen der Mendelssohn Gesamtausgabe mit dem Deutschen Musikeditionspreis BEST EDITION ausgezeichnet.
(Prof. Dr. Friederike Wißmann / Rostock)